Erfahrungsbericht von Rechtsanwalt Dr. P.H. Andreas Plate

Dr.Plate

Promoviert habe ich in den Jahren 2000 bis 2003. Den Titel „Dr. P.H.“ (Public Health TU Berlin) habe ich 2004 erhalten, da war ich 34 Jahre alt. Anouschka Strang lernte ich im Graduiertenkolleg „Bedarfsgerechte und kostengünstige Gesundheitsversorgung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) kennen. Das Kolleg arbeitete interdisziplinär, zwischenzeitlich betreuten knapp 20 Professoren der drei Berliner Universitäten rund 25 Graduierte.

Meine persönliche Betreuerin, Prof. Dr. med. Steinhagen-Thiessen, Charité Berlin, unterstützte die Dissertation umfassend durch eine enge Betreuung, soweit ihre anderen zahlreichen Verpflichtungen es zuließen. Zudem unterstützte sie mich durch Sachmittel, z.B. durch einen Arbeitsplatz. Prof. Dr. jur. Gerhard Igl, Universität Kiel, übte seine Begleitung als Zweitbetreuer gerade in der Endphase der Dissertation konstruktiv aus. Er gab wichtige inhaltliche Hinweise in Bezug auf die sozialrechtlichen Fragestellungen der Arbeit.

Die Dissertation stellte mich aufgrund der Berufstätigkeit für einen Interessenverband von Kliniken vor große Herausforderungen. Es war immer schwer die Balance zwischen der bezahlten Arbeit und dem Vorantreiben der Dissertation zu finden. Hilfreich war dabei die Einbindung in das Graduiertenkolleg. Durch Fachdiskussionen und die Bildung einer kleinen Arbeitsgruppe, deren Teilnehmer sich mitunter gegenseitig „zwangen“, die Arbeit in Teilstücken zu verabredeten Terminen fertig zu stellen, ließen sich manche Blockaden leichter auflösen.

Das Schwerste war sicher die Fragestellung und Struktur der Dissertation zu entwickeln. Es gab viele "weiße Blätter", die gefüllt werden sollten. Hinzu kam die Schwierigkeit sich nicht in nebensächlichen Details zu verlieren. Auch war es für mich immer wieder schwierig zu beantworten, was der wissenschaftliche Mehrwert der Arbeit war. Dies wurde um so schwieriger, umso mehr ich mich in das Thema vertiefte. Dabei entstand im Zeitablauf nämlich das Problem, dass mir ursprüngliche Fragestellungen fast banal erschienen. Natürlich stellt auch die Recherche von Literatur jeden vor große Herausforderungen, weil die Zahl von Literaturstellen durch Internet und Datenbanken ins fast Unendliche steigt.

Anouschka hat in der Endphase meiner Dissertation einen wichtigen Beitrag durch das Korrekturlesen der vorläufigen Fassung geleistet. Hierbei ging es nicht um die formalen Aspekte, sondern schwerpunktmäßig um die inhaltlichen Hinweise. Dabei leistete Anouschka sehr konstruktive und zielführende Kritik, die hilfreich war, die Arbeit auf Stringenz und wissenschaftlichen Gehalt zu überprüfen. Der Input von Anouschka optimierte die Arbeit in jeder Hinsicht. Es war hilfreich einen externen Blick auf die Arbeit werfen zu lassen.

Meine Arbeit wurde danach abschließend formal lektoriert. Hierbei ging es insbesondere um die Überprüfung der Zitate und um Rechtsschreibkorrekturen. Eine solche Korrektur macht aber erst Sinn, wenn die Arbeit wirklich inhaltlich abgeschlossen ist. Die Arbeit erledigte ein hauptberuflicher Lektor.

Mein Privatleben war während der Dissertation ziemlich belastet, insbesondere weil das schlechte Gewissen und das manchmal mangelnde Zeitmanagement die Zeit für die Partnerin verknappte. 

Bei einer nochmaligen Dissertation würde ich genauer planen. Es ist zweckmäßig sich frühzeitig nach der Entwicklung der Fragestellung mit der Umsetzung von Arbeitspaketen zu beschäftigen. Es geht quasi darum ein Projektmanagement für die Dissertation aufzubauen, um zu verhindern, dass die Zeit nicht effizient genutzt wird. 

Professionelles Promotionscoaching sollte bei der Entwicklung der Fragestellung und der Organisation der "Anbindung" an die wissenschaftlichen Betreuer unterstützen. Hier könnte unter anderem auch erörtert werden, ob die Fragestellung von Interesse für die spätere Berufstätigkeit bzw. Wunschposition ist. Wesentlich ist der Aufbau einer Projektstruktur mit Meilensteinplanung und definierten Abgabezeitpunkten von Teilen der Dissertation an die Betreuer. Hilfreich wären zudem die Unterstützung bei der wissenschaftlichen Arbeit, bei der Literaturrecherche, der Quellenverwaltung wie auch Hinweise auf wissenschaftliche Gesprächspartner. Ein Schwerpunkt könnte auch das Herstellen einer Balance zwischen Berufstätigkeit und wissenschaftlicher Arbeit sowie Privatleben sein. Und nicht zuletzt könnte das Coaching den Aufbau von Gruppen initiieren, um gemeinsam die Dissertationen voranzutreiben. Dem ganzen übergeordnet sehe ich den Motivationsaspekt.