Erfahrungsbericht von Dr.-Ing. Andrea Haseleu

Dr.Haseleu


Ich startete meine Promotion im Mai 1998, mit 26 Jahren. Ausgangspunkt war meine Diplomarbeit, studiert habe ich Lebensmittelwissenschaften. Bei Anouschka Strang wusste ich mich mit meiner Promotion in den besten Händen, da sie mir bereits bei meiner Diplomarbeit aktiv aus meinen Schreibblockaden herausgeholfen hat und schon damals ihre analytischen Stärken zum Ausdruck brachte. Damals benötigte ich nicht nur die kraftvolle und konstruktive Unterstützung, sondern zusätzliche Unterstützung einer Therapeutin. Die geballte Ladung an Willen, Überzeugung und konzentriertem Arbeiten sorgte für einen erfolgreichen Abschluss der Diplomarbeit und gab mir noch einiges mehr für die Zukunft: Kraft und Entschlossenheit für meine Promotion. Denn ich erkannte: Ich kann es!!! 

Professionelles Promotionscoaching sollte schon recht früh anfangen, damit dem Promovierenden eine gute Vorstellung geben werden kann, welche Arbeiten und Verpflichtungen auf einen zukommen. Timing! Eine gute Aufteilung des Tages und der Promotionsphasen ist wesentlich. Dann sollten regelmäßige Treffen auch von der Phase abhängig sein, in der sich der Doktorand befindet. Frühzeitige Gedanken über die Aufteilung der schriftlichen Fassung der Promotion sind wichtig. Dabei hilft es sicher, Fähigkeiten des Promotionsstudenten herauszuarbeiten und auch auf seine Schwächen einzugehen. Meilensteine sollten verbindlich formuliert werden, ggf. ist psychologische Unterstützung bei Blockaden sinnvoll. Denn hinter Schwierigkeiten während der Promotion können andere, vielschichtige Probleme liegen. 

Als externe Promotionsstudentin wurde ich von meinem Doktorvater hauptsächlich „aus der Ferne betreut“. So gab es unregelmäßige Treffen an wechselnden Orten, allerdings auch tatkräftige Unterstützung durch das Institutspersonal bei einigen wenigen Untersuchungen. Durch die Entfernung zum Institut und die wenigen Treffen empfand ich die Betreuung als wenig intensiv. Geholfen hätten mir in diesem Zusammenhang feste Regeln, wie z.B. vierteljährliche Berichte oder Präsentationen am Institut oder die obligatorische Teilnahme am Colloquium. Seitens meines Arbeitgebers gab es eine firmeninterne Betreuung.

Mit dieser zweigeteilten Betreuung – im Unternehmen und am Lehrstuhl – hatte ich große Probleme. Ich fühlte mich trotz zweiseitiger Aufmerksamkeit wie im Niemandsland, alleingelassen im weiten Ozean auf der Suche nach Antworten auf meine Fragen. Wie geht’s weiter? Bin ich auf dem richtigen Weg?

Als externe Doktorandin hatte ich zudem unterschiedliche Zielsetzungen - einmal die wissenschaftliche Forschung, d.h. meine Dissertation und zum anderen Projektarbeit für den Arbeitgeber. Manchmal ergänzten sich die Teilaufgaben, aber ich musste immer wieder sehr stark darauf Acht geben, dass für die Projektarbeit nicht die meiste Zeit verbraucht wurde.

Außerdem war es ein Krafttakt, eine wissenschaftlich fundierte Arbeit in der Industrie anzufertigen. Beide Seiten – also Wissenschaft und Industrie – hatten ihre Zielsetzung, die ich zu erfüllen versuchte: angewandte Forschung auf Basis sehr fundierter wissenschaftlicher Forschungsarbeit.

Da mein Promotionsthema ein sehr kleines Gebiet der Süßwarenherstellung behandelte, hatte ich wenige adäquate Ansprechpartner für meine Probleme. Doch die meisten Schwierigkeiten bereitete mir wieder einmal das Zusammenschreiben der Arbeit. Der Anfang war die erste von vielen Herausforderungen während der Promotion. Damit meine ich, dass nach der Literaturrecherche und dem Sondieren und Sortieren der Vielzahl an Informationen die Frage immer mehr Druck ausübte: „Wo fange ich an, um der Aufgabenstellung gerecht zu werden?“. Ich verlor einige Monate, um einen Anfang zu finden!

Innerhalb der 3 Jahre meiner praktischen Promotionszeit, habe ich überdies so viele Rohdaten angesammelt, dass ich sie größtenteils nicht auswerten konnte. Es wurde mir zum Verhängnis, dass sehr selten bis nie detaillierte Zwischenberichte angefertigt werden mussten. Schreibblockaden, die durch die Fülle an Daten und den mir selbst auferlegten Druck entstanden, konnte ich nur durch die vielen Gespräche und Treffen mit Anouschka und Familienmitgliedern überwinden. Anouschka hat mir bei der Textüberarbeitung geholfen und mit mir zusammen den roten Faden klar herausgearbeitet. Ein analytischer Blick von außen auf die Arbeit ist ein sehr machtvolles und wichtiges Werkzeug, ohne dem wohl eine Arbeit selten erfolgreich abgeschlossen werden kann. Wenn man eine Arbeit zusammen schreibt, verfällt man schnell dem Tunnelblick und auch Tunneldenken, was die Arbeit für Außenstehende nahezu unlesbar macht.

Die Gespräche mit Anouschka waren ein wichtiger, ergänzender Wegweiser für mich dafür, was es heißt eine Promotion anzufertigen und was wir am Ende sein werden. Sie gab mir das Gefühl nicht allein an einem wissenschaftlichen Thema zu arbeiten und setzte Impulse zum Ändern meiner Denkweise. Im Juli 2003 dann habe ich dann endlich meinen „Dr.-Ing.“ erhalten! Ich bin stolz darauf, mit 31 Jahren meine Promotion erfolgreich beendet zu haben.

Wenn ich nochmal promovieren würde, würde ich darauf achten, regelmäßige Berichte anzufertigen, in denen Rohdaten analysiert, ausgewertet und interpretiert werden. Ich würde ein besseres System für Papierunterlagen und Daten aufbauen und für mehr Abwechslung und Balance zum harten und konzentrierten Promovieren sorgen. Wahrscheinlich würde ich versuchen, mich öfter mit den Betreuern zu treffen, aber auch den Kontakt zu anderen Doktoranden und Gleichgesinnten suchen. Ich glaube, es wäre auch hilfreich zu wissen, was tatsächlich alles auf einen zukommt bei einer Promotion. Daher wären nicht zuletzt Treffen mit erfahrenen Doktoranden hilfreich.

August 2007

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